Gemünden/Bayern: Jeder Mensch muss früher oder später einsehen, dass er älter wird und damit auch die Gesundheit nicht immer ganz so mitspielt, wie man es sich eigentlich wünschen würde.
Demenz oder Alzheimer sind zwar dafür bekannt, in fortgeschrittenem Alter auftreten zu können, doch sowohl für Betroffene als auch für Angehörige ist die Krankheit einschneidend und verändert das Leben grundlegend.
So ging es auch einem Ehepaar aus Gemünden in Oberfranken. Über 70 Jahre waren der 92 Jahre alte Mann und seine 91-jährige Ehefrau verheiratet.
Doch dann, nach all den Jahren, tötete der Rentner plötzlich seine demenzkranke Frau. Nun beginnt der Prozess und soll vor allem eine Frage aufdecken: Warum?
Rentner tötet seine demenzkranke Ehefrau
Das Landgericht Würzburg muss sich ab dem Dienstag mit einem Fall befassen, der für alle Außenstehende einfach nicht nachzuvollziehen ist.
Ein 92-jähriger Rentner aus Gemünden soll seine Ehefrau nach 70 Jahren Ehe umgebracht haben. Aus ersten Ermittlungen ergab sich daraufhin, dass die 91 Jahre alte Frau demenzkrank war.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters hatte der Mann gemeinsam mit ambulanten Pflegekräften für seine Frau gesorgt und hat sie in ihrem gemeinsamen Zuhause gepflegt.
Demenz ist allerdings eine fortschreitende Krankheit, was zur Folge hatte, dass die häusliche Pflege wohl nicht für immer die richtige Lösung sei.
Eigentlich sollte die 91-jährige Frau in ein Pflegeheim kommen, doch dann kam der November 2019. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, soll in der Tatnacht all dies zu viel für den Mann geworden sein.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 92 Jahre alte Mann aus Aussichtslosigkeit gehandelt habe, da er realisierte, dass das Paar kein Leben in Gesundheit und Selbstbestimmung mehr führen kann.
Anschließend soll der Rentner seine Frau mit einer Decke in ihrem Ehebett erstickt haben.
Verzweiflung, Trauer, Aussichtslosigkeit
Das Landgericht muss nun die Hintergründe der vermeintlichen Tat aufklären.
Dabei muss auch beachtet werden, dass der Mann seine Frau wohl nicht umbringen wollte, um alleine weiter zu leben.
Der Angeklagte soll ebenfalls versucht haben, selbst von der Erde zu gehen und so im Tod mit seiner Frau vereint zu sein.
In seinem Abschiedsbrief schrieb er, dass es immer ihr Wunsch war, gemeinsam zu gehen.
Da seine Ehefrau allerdings schwer demenzkrank war, ist nur sehr schwer einschätzbar, ob und in wie weit all dies im Sinne der 91-Jährigen war.
Circa eine Stunde, nachdem der Mann seine Frau erstickt haben soll, hatte er den Notruf gerufen und gebeten, beide Leichen abzuholen und die Hinterbliebenen zu informieren.
Doch sein Suizidversuch scheiterte. Bereits vor Prozessbeginn heißt es aus Reihen der Staatsanwaltschaft, dass eine schwere depressive Verstimmung Anlass dafür war.
All die Hintergründe und in wie weit der Mann schuldfähig ist, wird das Landgericht Würzburg in den kommenden Tagen prüfen.
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