Die Beschuldigung, die Lydia Fairchild über sich ergehen lassen musste, möchte keine Mutter jemals erleben: ihr wurde vorgeworfen, nicht die biologische Mutter ihrer Kinder zu sein.
Im Jahr 2006 hatte Lydia, die im US-Bundesstaat Washington wohnt, mit finanziellen Problemen zu kämpfen und war gezwungen, staatliche Unterstützung zu beantragen.
Eine der Voraussetzungen war ein DNA-Test, um zu beweisen, dass sie und ihr Partner die wahren Eltern der Kinder sind.
Die Mutter machte sich nicht viel Gedanken über den Test – bis die Ergebnisse zurückkamen. Sie zeigten, dass ihre DNA nicht mit der ihrer Kinder übereinstimmten.
Lydia konnte das Ergebnis nicht glauben und dachte sofort, dass es sich um einen Irrtum handeln müsse. Also machte sie einen weiteren Test – nur um festzustellen, dass das Ergebnis dasselbe war – was umso verwirrender war, als die DNA ihres Freundes mit der ihrer Kinder übereinstimmte.
„Ich wusste, dass ich sie ausgetragen habe, und ich wusste, dass ich sie zur Welt gebracht habe. Für mich gab es keinen Zweifel“, sagte Lydia gegenüber ABC News.
Die damals 26-Jährige fand sich im Mittelpunkt einer strafrechtlichen Untersuchung wieder.
„Als ich mich hinsetzte, kamen sie und schlossen die Tür, dann gingen sie zurück und fingen an, mich mit Fragen zu löchern wie ‚Wer bist du?'“ erzählte Lydia der Nachrichtenagentur.
Obwohl ihr Geburtshelfer, Dr. Dreisbach, der bei all ihren Geburten anwesend war, sich bereit erklärte, vor Gericht auszusagen, war kein Anwalt bereit, ihren Fall aufgrund der DNA-Ergebnisse zu übernehmen.
„DNA ist 100 Prozent idiotensicher und lügt nicht“, sagte ihr ein Sozialarbeiter.
Das Sozialamt drohte, ihr die kleinen Kinder wegzunehmen – ein Alptraum für die junge Mutter.
Lydia war mit den Nerven am Ende. Ein Sozialarbeiter hatte sie gewarnt, dass man ihr die Kinder jederzeit wegnehmen könnte. Sie überlegte, ob sie sie verstecken sollte.
Doch dann bot sich für die Mutter eine Chance: Am anderen Ende des Landes, in Boston, brauchte Karen Keegan eine Nierentransplantation. In der Hoffnung, dass einer ihrer Söhne ein passender Spender sein könnte, unterzogen sie sich einem DNA-Test.
Doch sie erhielt genau das gleiche Ergebnis wie Lydia – keines ihrer Kinder stimmte mit ihrer DNA überein. Das stellte die Ärzte vor ein Rätsel.
In Karens Fall wurden jedoch weitere Tests durchgeführt, um DNA aus ihrem gesamten Körper zu extrahieren. Die Ärzte stellten fest, dass die DNA in ihrem Schilddrüsenknoten mit der ihrer Kinder übereinstimmte.
Die Ärzte entdeckten, dass sowohl Lydia als auch Karen ihre eigenen Zwillinge waren, ein medizinisches Phänomen, das „Chimärismus“ genannt wird. Das bedeutet, dass die beiden Frauen eigentlich Zwillinge sein sollten, aber im Mutterleib verschmolzen die beiden befruchteten Eizellen zu einem Fötus, der zwei getrennte DNA-Stränge trägt.
Lydia wurde dann denselben Tests unterzogen wie Karen, um zu beweisen, dass sie die gleiche Krankheit hatte und die biologische Mutter ihrer Kinder war.
Weltweit gibt es nur 30 dokumentierte Fälle dieser seltenen Erkrankung, aber ohne Karen hätte Lydias Situation ganz anders aussehen können.
„Ich hätte meine Kinder heute wahrscheinlich nicht, wenn sie ihre (Karens) Situation nicht entdeckt hätten. Sie hätten nicht einmal gewusst, dass ich eine Chimäre bin“, fügte Lydia hinzu.
Es muss schrecklich sein, so etwas als Mutter zu erleben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie verängstigt Lydia gewesen sein muss. Zum Glück gab es für sie ein Happy End.
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