Meldorf/Schleswig-Holstein: Der Naturschutzbund (NABU) setzt sich bundesweit stets für Tiere in Not ein und engagiert sich dafür, Tierquälerei und Leid von Tieren möglichst komplett zu verhindern.
Doch nun steht der NABU selbst in der Kritik und muss sich dem Vorwurf von Tierquälerei stellen.
Es entwickelt sich eine öffentliche Diskussion, die augenscheinlich erstmal schwer aufzulösen ist.
Hintergrund der Sache ist, dass der Naturschutzbund Schleswig-Holstein im Meldorfer Speicherkoog seit 2015 in dem Naturschutzgebiet Wildpferde, die sogenannten Konik-Pferde, betreut. Der NABU ist dabei der Eigentümer der Tiere, erklärt aber, dass sie „Betreuung und Aufsicht der Tiere vertraglich in andere Hände gelegt“ haben.
Nachdem nun aber bereits das siebte Pferd verstorben ist, muss sich der NABU dafür verantworten. Ihm wird vorgeworfen die Tiere verhungern lassen zu haben.
Naturschutzbund soll Wildpferde verhungern lassen
„Der NABU bedauert den Tod der Tiere. Auch als Naturschützer bekennen auch wir uns zu unserer Verantwortung und werden unsere internen Vorgänge nochmals überprüfen“, heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung.
Wie der NDR berichtet, wurden nach wachsendem Öffentlichkeitsdruck genauere Ermittlungen bei den Wildpferden veranlasst. Ein Tierarzt untersuchte die verbliebenen 60 Koniks.
Wie der Naturschutzbund erklärte, war Futter derzeit Mangelware in dem Naturschutzgebiet.
„Zeitweise stand offensichtlich zu wenig Futter zur Verfügung: Die Böden sind allesamt aufgeweicht, Futter ist deshalb Mangelware. Vergangene Woche sind eine Stute und drei Fohlen tot geborgen worden.“
Laut Aussage des NABU wurde trotz allem nicht die Betreuungsverpflichtung verletzt. Seit einiger Zeit soll immer wieder erklärt worden sein, dass die Anzahl an Tieren zu hoch ist, um eine Versorgung komplett garantieren zu können.
„Bis heute (Stand: 10. März 2020) sind neun Koniks gestorben, drei Stuten und sechs Fohlen. Ein größerer Teil der Pferde wurden mittlerweile entnommen und anderweitig untergebracht“, erklärt der Naturschutzbund.
Polizei & Staatsanwaltschaft ermitteln
Gegenüber der Bild erklärte eine Anwohnerin nun, was am vergangenen Wochenende gegen das Verhungern der Wildpferde getan wurde.
„Die Polizei war beim Abtransport dabei. Eine Stute war so schwach, dass sie beim Verladen zusammengebrochen ist. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.“
Die Tiere werden an verschieden Orte gebracht, um wieder aufgepäppelt zu werden. Eine Familie aus der Nähe soll sich laut NDR-Informationen bereits dazu bereiterklärt haben, 18 Tiere aufzunehmen.
Elf Stuten sind aktuell noch auf der Koppel in Meldorf.
Die Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln nun, wer für die Versorgung der Tiere verantwortlich ist und ob es einen möglichen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz gibt.
Der Naturschutzbund selbst, erklärt ebenfalls die Vorgänge vollständig aufzuarbeiten.
„Wir bitten um Verständnis, dass der NABU vor dem Hintergrund der jetzigen Situation und den noch anstehenden weiteren Gesprächen keine detaillierteren Angaben machen kann.
Ziel muss es auch nach Ansicht des NABU sein, die – allerdings erst durch die Witterung tatsächlich deutlich verschärfte – Situation im Sinne der Tiere zu bereinigen.“
Uns muss allen klar sein, dass Witterungsbedingungen gerade in der freien Wildbahn oft für das Versterben von Tieren verantwortlich sind.
Auch Wildpferde müssen immer wieder mit schwierigen Situationen umgehen. Klar ist es schwer für Tierfreunde zu akzeptieren, dass Wildtiere, die allerdings behütet werden in einem Naturschutzgebiet, auch Opfer von Futtermangel werden.
Dem Naturschutzbund ist hierbei wohl, wenn überhaupt Fahrlässigkeit zu unterstellen, da sie immer wieder beweisen, dass sie stets im Interesse der Tiere handeln möchten.