Köln/Nordrhein-Westfalen: Die Faschingszeit steht vor der Tür. Und gerade in den Faschingshochburgen rund um den Rhein stellen sich alle auf die 5. Jahreszeit ein.
Kostüme, Dekorationen und natürlich passendes Essen und Gebäck, der Fasching erreicht alle Ecken des Einzelhandels in den Karnevalsregionen.
Der Karneval, ein Fest, das auch dafür bekannt ist, Vorurteile überspitzt darzustellen und auch mal der Gesellschaft kritisch den Spiegel vorzuhalten. Doch wie weit sollte im Jahr 2020 so etwas noch gehen?
Für eine Kölner Traditionskonditorei hat sich nun Schokokusskreation für einen heftigen Aufschrei im Internet gesorgt. Der Konditorei wird Rassismus vorgeworfen.
Kölner Konditorei unter Rassismus-Verdacht
Die Kölner Traditions-Bäckerei „Café Konfiserie Fromme“ ist ein jahrzehntelanger, fester Bestandteil von Köln.
Dementsprechend sind auch sie in der Karnevalshochburg jedes Jahr in freudiger Erwartung der fünften Jahreszeit. Dieses Jahr steht die Konditorei allerdings in heftiger Kritik.
Nachdem Bilder einer fragwürdigen Schokokuss-Kreation im Internet auftauchten, steht das Café unter Rassismus-Verdacht. Und das, obwohl die Kölner Konditorei dafür bekannt ist, in den 30er Jahren keine Hakenkreuze aufgehangen und sich öffentlich positioniert zu haben.
Auf dem Foto ist die Schaufensterauslage zu sehen, die schwarze und weiße Schokoküsse zeigt. Das Pikante: Die fragwürdige Kreation ist verziert mit dicken Lippen, Knochen im Haar oder kleinen Hütchen auf.
Wie der Kölner Stadt-Anzeiger gerichtet, twitterte Autorin Jasmina Kuhnke das Foto, welches sie von einem „guten Freund“ zugesandt bekommen hatte.
Sie selbst kommt zu dem Schluss:
„Liebe Café Konfiserie Fromme, ihr Backwerk widert mich an!“
Fragwürdige Schokoküsse
Nachdem die Fotos sich schnell verbreiteten, entfachte sie eine hitzige Diskussion zwischen den Internet-Nutzern.
Auf der einen Seite pflichten viele Menschen Kuhnke bei und können nicht verstehen, wie im Jahr 2020 noch mit solchen Vorurteilen gearbeitet wird.
„Ich begreife es nicht. 2020 und kein Stück weiter entwickelt. Es ist so frustrierend.“
Manche machen ihre Empörung auch über eigene Witze deutlich:
Doch es gibt auch ganz andere Meinungen. Viele Nutzer erinnern daran, dass Karneval traditionell mit Vorurteilen gegenüber vielen Dingen spielt und diese nicht ernst genommen beziehungsweise als Rassismus ausgelegt werden dürfen.
Für Kuhnke kam allerdings noch mehr als nur eine ruhige Debatte auf sie zu. Sie selbst berichtet davon, wie viele Menschen ihr Hassbekundungen und Drohungen schickten.
Sie solle sterben oder sich aus „unserem Land“ zurückziehen. Sie selbst konnte diesen Hass noch sarkastisch zusammenfassen:
„Merke, nichts ist dem traditionsbewussten deutschen Volke wichtiger als Backwaren. Und Schäferhunde, vielleicht!“
Konditorei meldet sich
Gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger meldete sich Gregor Fromme, Inhaber der Konditorei zu Wort.
Es handelt sich bei den fragwürdigen Schokoküssen um die „Lustigen Karnevalsköpfe“. Diese gebe es bereits mindestens seit den 60er Jahren und sind Tradition in seinem Café.
„Wir garnieren es zu Karneval so aus, wie in der Vergangenheit viele Karnevalskostüme gestaltet waren.
Wir haben keine rassistischen Gedanken dahinter. Uns besuchen viele People of Colour und Asiaten, und bislang sind keine Beschwerden an uns herangetragen worden.“
Trotzdem scheint die aufkommende Debatte, die seine Konditorei auch unter den Verdacht des Rassismus stellte, ein Umdenken zu erwirken.
„Das Gebäck ist eine Tradition, aber ob man die in dieser Art so beibehalten muss, kann man sich ja noch einmal überlegen.“
In einer Zeit, in der Rassismus und Hetze immer wieder aufbranden, sind solche überspitzen Abbildungen selbstverständlich fraglich.
Doch ist dies schon genug, durch fragwürdige Schokoküsse, eine traditionelle und eigentlich für ihre Ablehnung von Hass- und Rassismus bekannte Konditorei so an den Pranger zu stellen?
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