Was jeder, der jemanden mit ADHS liebt, wissen muss

Das Thema ist nicht neu, trotzdem ist es sehr wichtig. Nachdem man den Text einer jungen Frau mit ADHS gelesen hat, kann man besser verstehen, wie es ist, mit dieser Krankheit zu leben.

Eine junge Frau namens Nadia Salwin hat auf Facebook einen Text darüber verfasst wie es ist in ihrer Haut zu stecken.

Einfühlungsvermögen und Verständnis für andere ist enorm wichtig. Für einen selbst, aber auch für die Person gegenüber.

„Ich bin wie du, aber auch ein bisschen anders.

Ich fühle die gleichen Dinge, erlebe dieselben Sachen. Nur ein wenig mehr. Wenn ich glücklich bin, bin ich überglücklich. Wenn ich wütend bin, bin ich wutentbrannt. Wenn ich traurig bin, ist mein Herz gebrochen.“

Facebook/Nadia Salwin

„Wenn mir jemand wehtut, fühlt es sich an, als würde die ganze Welt untergehen. Wenn ich umarmt werde, geht es mir sofort wieder gut, egal wie schlimm es vorher war.

Ich nehme alles persönlich. Alles was passiert, wirkt direkt auf mich ausgerichtet. Und weil meinem Gehirn ein Filter fehlt, kommt alles sofort aus mir heraus, meistens aus dem Mund. Ich klinge bestimmt sauer. Du denkst wahrscheinlich, dass ich übertreibe.

Aber weil mir eben dieser Filter fehlt, sind die Dinge, die mir passieren sehr groß für mich. Ich habe nicht die Chance meine Gedanken zu sortieren und die schlechten auszusortieren. Das ist nicht realistisch.

Ich bin kein schlechter Zuhörer, nur manchmal ist es hart für mich, mich zu konzentrieren. Wasser tropft aus dem Hahn, ein Auto fährt vorbei, ein Pärchen sitzt auf einer Bank – alles was du ausblenden kannst, geht in meinen Kopf. Ich sehe deine Lippen bewegen, aber manchmal- es tut mir leid- schaffe ich es nicht, zu hören was du sagst, obwohl ich es wirklich versuche.“

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„Ich mache das nicht, um dich zu ignorieren, aber es ist einfach so viel da, was man hören kann. Und wenn wir in einem komplett stillen Raum sind, höre ich die Stille gemischt mit meinen Gedanken in meinem Kopf. Weil dort ist es niemals ruhig.

„Nein, ich bin nicht dumm.“

Manchmal hast du genug von mir, weil ich dich etwas frage und quasi eine Sekunde später dasselbe nochmal frage.

Nein, ich bin nicht langsam oder dumm. Es ist nur so, dass deine Antwort darauf verloren geht, in all den Gedanken, die in meinem Kopf sind. Also muss ich nochmal fragen.

Und vielleicht braucht es nur ein weiteres mal, um hängen zu bleiben. Damit ich mich erinnere.“

Facebook/Nadia Salwin

„Den ganzen Abend auf dem Sofa liegen und Filme gucken funktioniert nur sehr selten für mich. Nach einer Weile fängt es an, sich in meinen Körper zu schleichen. Ich verliere meine Konzentration und gucke überall hin außer auf das, was auf dem Fernsehbildschirm passiert.

Damit sagt mir mein Körper, dass es Zeit für etwas anderes ist. Meine Geduld ist dann am Ende, egal wie gut ich den Film fand bis dahin. Gib meinem müden Gehirn eine 10 Minuten-Pause, damit wir damit weitermachen können. Mein Gehirn ist nicht in der Lage Impressionen und Eindrücke schnell zu verarbeiten.“

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„Wirst du wütend auf mich, wenn ich andauernd mit meinem Handy, meinen Laken, Klamotten oder allem anderen, was ich in meine Finger bekomme, rumspiele? Es ist nur ein Weg ein wenig Energie zu verbrauche, um mich wieder auf dich fokussieren zu können.

Du hast manchmal das Gefühl, ich würde dich und deine Gefühle nicht verstehen. Aber ich verstehe so viel mehr, als ich in Worten ausdrucken könnte.

Weil wenn ich starke Gefühle habe, wird mein Gehirn von ihnen kontrolliert und keine Worte kommen über meine Lippen. Ich bin damit beschäftigt zu versuchen meinen Körper unter Kontrolle zu haben, damit ich nichts Ungewolltes mir oder anderen gegenüber tue.“

Facebook/Nadia Salwin

„Werfe ich Dinge überall hin? Chaos ist mein Weg die Ordnung zu bewahren. Weil so viel Chaos in meinem Kopf ist, ist das der Ort, an dem ich mich dann wohlfühle. Ich habe dann das Gefühl, die Kontrolle zu haben.

„Mein Gehirn ist in konstanter Bewegung“

Überrasche ich dich damit, wie wütend ich in einem Moment und glücklich im nächsten sein kann? Versuch es nicht zu verstehen. Meine Laune ist kontrolliert von meinen Gefühlen, die die Oberhand gewinnen. Und die können sich schnell ändern. Mein Hirn ist in konstanter Bewegung. Manchmal habe ich keine Zeit zu denken.“

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„Ende ich oft im Konflikt mit anderen? Es ist einfach, dass ich Ungerechtigkeit hasse und es ablehne zuzusehen, wie andere in Probleme geraten.

Einmischen ist meine Spezialität. Ich tue es nicht, um nervig zu sein, sondern weil mir der Angstmechanismus fehlt, den die meisten Menschen haben. Ich vermisse die Folgen des Denkens und es bringt mich oft in gefährliche Situationen, in denen ich versuche, die Menschen zu retten, die ich mag oder für die ich Mitgefühl empfinde.“

Facebook/Nadia Salwin

„Du denkst wahrscheinlich, ich bin ein Experte im mich selbst lächerlich machen. Siehst du, ich sehe es nicht als peinlich an, laut zu sein, in Pfützen zu springen oder laut zu lachen. Ich tue, was mir in den Sinn kommt. Was auch immer ich in dem Moment fühle. Ich habe keine Zeit darüber nachzudenken, was andere Leute über mich denken. Es gibt so viele andere Ablenkungen.

„ADHS ist intensiv“

Ich verstehe Anweisungen nicht so schnell, wie du. Jemand kann mir manche Sachen 10 Mal erklären, aber ich habe dann eine Blockade. Und wenn es plötzlich jemand anderes erklärt, verstehe ich es sofort. Für mich ist es nicht was du sagst, sondern wie du es sagst.

Genervt davon, dass ich meine Schlüssel irgendwo verlieren und sie immer in meiner Jackentasche finde, wenn wir nach Hause gehen?

Es ist etwas, mit dem du leben musst. Mein Gehinr ist so beschäftigt damit, meine Umgebung zu beobachten, dass es sein kann, dass ich mich nicht erinnere, wo manche Dinge sind. Ich lege sie weg, ohne darüber nachzudenken.

ADHS ist intensiv. Wir wissen mehr. Wir hassen mehr. Wir meckern mehr.

Aber wir lieben auch mehr. Weil wenn wir jemanden lieben, wir machen es nicht nur mit unserem Herzen, sondern mit unserem ganzen Körper.

Wenn du das Gefühl hast, dass du nicht mehr verstanden werden kannst, dann geh raus. Mach eine Pause. Mach eine Pause von uns. Wir können stressig sein, wenn wir in der Nähe sind. Es passiert immer etwas, wenn wir da sind. Wir sind in ständiger Bewegung. Und wir sind nicht nur intensiv, sondern auch hyperaktiv.“

Facebook/Nadia Salwin

„Wir sind auch intelligent und kreativ. Wir haben einfach eine andere Sicht auf Dinge, weil wir sie nicht filtern können. Wir müssen überleben, also kreieren wir unseren eigenen kleinen Weg, wie wir sind und uns verhalten.

Das musst du uns lassen. Und gib uns die Möglichkeit, die Chance genau so zu sein, wie wir sind. Lass uns die Vorteile nutzen, die unsere Krankheit mit sich bringt. Du wirst sehen, wie viel wir zu geben haben. Du wirst verstehen. Und sei stolz, dass du mit uns diesen Weg gehst und du wirst die Welt mit unseren Augen erleben.“

Dieser Text wurde von Nadia Salwin geschrieben. Du kannst ihren Blog hier finden. Gut gemacht, Nadia!

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