Auf Spitzbergen, einer zu Norwegen gehörenden Inselgruppe, hat ein Eisbär ein deutsches Crew-Mitglied des Kreuzfahrtschiffes „Bremen“ angegriffen. Der Mann habe eine Verletzung am Kopf davongetragen, sei aber außer Lebensgefahr, so der Veranstalter.
Sein Angreifer kam weniger glimpflich davon: Aus „Gründen der Notwehr“ mussten Crew-Mitglieder den Eisbären erschießen. Die Tötung des Tieres hat nun eine Welle der Bestürzung ausgelöst.
Eine zehntägige Reise mit dem Schiff „Bremen“ ist nicht gerade billig: Mindestens 5810 Euro müssen Reisende für die exotische Kreuzfahrt aufbringen. Dafür wirbt Hapag-Lloyd Cruises mit einem ganz besonderen Versprechen: „Arktis pur“ könne man an Bord erleben, und die Sichtung von Eisbären sei Teil des Erlebnispakets.
Touristen waren jedoch nicht dabei, als am Samstag Eisbärenwächter den Eisbär erschossen. Ein Crew-Mitglied der „Bremen“ war nach Angaben von Hapag-Lloyd Cruises mit anderen Wächtern an Land gegangen.
Bestürzte Reaktionen
Ob Selbstverteidigung oder nicht: Die breite Mehrheit der Menschen auf Twitter & Co. scheint nun ganz eindeutig Partei für den Eisbären ergriffen zu haben. Die Bestürzung über die vermeidbare Tötung ist groß – beispielsweise beim britischen Komiker Ricky Gervais. Der hält sich mit seiner Kritik nicht zurück:
„‚Lasst uns einem Eisbären in seinem natürlichen Lebensraum zu Nahe kommen und ihn dann töten, wenn er uns zu nahe kommt‘. Idioten.“
"Let's get too close to a polar bear in its natural environment and then kill it if it gets too close". Morons. https://t.co/FEPt0sYOtF
— Ricky Gervais (@rickygervais) July 29, 2018
Jane Roberts schlägt vor:
„Vielleicht sollte es keine Kreuzfahrten geben, dann bräuchte es keine Eisbärenwächter um glotzende Touristen zu beschützen und Eisbären würden in Ruhe gelassen & nicht tot geschossen werden, nur weil sie für Fotoshootings herhalten sollen?“
Maybe cruise sightseeing tours shouldn’t take place then polar bear guards wouldn’t be needed to protect gawking tourists & polar bears would be left in peace & not shot dead merely to satisfy a photo op? https://t.co/OqOlAiYynN
— ✿ Jane Roberts ✿ – PastToPresentGenealogy ★彡 (@JaneElRoberts) July 29, 2018
Der Biologe Adam Hart twitterte:
„Tourismus…beweist einmal wieder, dass er schädlich für die Tierwelt ist“
https://twitter.com/AdamHartScience/status/1023572058528210944
Auch der Biologe Daniel Schneider ist empört:
„Das Zuhause dieses Eisbären wurde von Touristen vom Kreuzfahrtschiff MS Bremen überfallen. Er hat sich verteidigt, in seinem Zuhause, und einen ‚Eisbärenwächter‘ leicht verletzt. Dann wurde er tot geschossen. Hier ist ein Gedanke. Warum schaut ihr die Eisbären nicht von der Ferne aus an und lasst sie in Ruhe?“
https://twitter.com/BiologistDan/status/1023620329191686144
Eisbärenwächter zum Schutz der Touristen
Diese sogenannten Eisbärenwächter sollen auf Touren an Land die Sicherheit der Reisenden gewährleisten, schreibt Huffington Post. Die Crew-Mitglieder seien bewaffnet und speziell für diese Situationen ausgebildet.
Beim Vorfall am Samstag waren die Wächter jedoch nicht im Beisein von Touristen. Sie waren dabei, eine Station für die Absicherung eines Landgangs einzurichten, als der Eisbär attackierte. Ole Jakob Malmo von der Polizei in Svalbard zufolge werde man den erschossenen Bären obduzieren den Vorfall untersuchen.
Der Veranstalter Hapag-Lloyd Cruises hat sich auf Twitter zum Vorfall geäußert:
https://twitter.com/HLCruises/status/1023578786405724160
„Wo Eisbären die Wildnis regieren„, heißt es auf der Webseite des Veranstalters, „bestimmt die Natur den Verlauf ereignisreicher Tage„. Vielleicht sollten Reiseanbieter damit aufhören, den Tieren diese Natur streitig zu machen.
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